Ein sehr persönlicher Nachruf auf Adalbert "Adi" Wigger

  Ich weiß das Jahr nicht mehr genau, es war kurz nach meinem Erwerb der Fachübungsleiter Lizenz in 1989, da habe ich Adi bei einem Lehrgang der TSTV in Gießen kennengelernt. Der Lehrgang war für alle Lizenzen unterhalb Trainer A angelegt und wird schon seit langem nicht mehr durchgeführt. Trainer waren Evelyn Hädrich-Hörmann, Bernd Hörmann und Gaby Hesse.  

Adi war Schatzmeister der TSTV und schon damals war er für mich der wichtigste Ansprechpartner. Wir teilten uns unsere Affinität zur IT, die Erfahrungen im Dschungel eines Großkonzerns und den Blick des Amateurtrainers (obwohl Adi auch mal Tanzschulbesitzer war) auf den Profizirkus (nicht despektierlich gemeint) der 90er. Ich habe in vielerlei Hinsicht zu ihm aufgeschaut. Er war - für mich - sozusagen der Chefingenieur, der Maschinenraum der TSTV.

Während meiner ersten Episode als Mitglied des Vorstandes der TSTV teilten wir den kritischen Blick von Großprojektleitern auf die damaligen Kriterien für das Engagement Referenten. Tanzsportlegenden, wurden oft automatisch und unkritisch auch als Trainerlegenden verehrt. Hauptsache der Name war bekannt. Wir fragten uns beide, warum man dachte, der Sommerkongress sollte am besten ohne Trainer aus Deutschland stattfinden, egal wie qualifiziert diese waren. Und warum man über die Performance eines Trainers nicht auch mal ein kritisches Wort schreiben durfte. Gleichzeitig war es die Zeit der echten Trainerlegenden (Ich nenne keine Namen, ich würde bestimmt wichtige vergessen). Und es war die Ära Frahm. Ich hab das nicht lange durchgehalten, Adi stellte seine persönlichen Bedenken immer hinten an und blieb der TSTV treu.

  In jährlich zwei Lehrgängen trafen wir uns immer wieder. Mittlerweile ging unsere Beziehung über Vereinskameradschaft hinaus. Privates blieb zwar eher im Hintergrund, wir waren ja IT’ler. Aber sein Blick auf den Tanzsport, der Humor, die Gewissenhaftigkeit, das Verantwortungsgefühl und die Liebe zur TSTV: Das machte es immer zu einer großen Freude mit Adi Zeit zu verbringen. 

In einer Zeit des großen Umbruch in der TSTV war es Adi, der mich überzeugte mich wieder zu engagieren. Aus meiner Sicht brach trotz Meinungsverschiedenheiten und Friktionen eine Zeit der Zusammenarbeit, der Kompromisse und des Wachstums an. In den letzten Jahren etablierte sich unter der Supervision von Adi eine Aufgabenteilung geprägt von Verantwortungsgefühl und Selbstorganisation. Ein Verein, oder besser gesagt ein Verband, ist kein Unternehmen, aber die Prinzipien der erfolgreichen Unternehmensführung führen hier auch zum Erfolg. Adi stand in seiner Rolle als Präsident für solides Finanzieren, transparente Führung und geschicktes Manövrieren in tanzsportpolitische schwierigen Zeiten. Er steht für eine TSTV, die ernst genommen wird und einen wichtigen Platz in der Tanzsportgemeinde hat.

Für viele ist eine TSTV ohne Adi schwer vorstellbar. Auch für mich. Das sehen wir als Verpflichtung.

Stephan Frank