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Fachartikel

Magic Feet - Eine medizinische Betrachtung von Jordi Mayral

von D. Jordi Mayral Esteban

  • Fußspezialist, Direktor des CLINICA MAYRAL foot center
  • Mitglied WDSF

www.clinicamayral.com

 

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Core Stability meets Fascial Bodywork

In den letzten Jahren steht das muskuläre Bindegewebe (die Faszien) sowie das Training der Tiefenmuskulatur des Rumpfes (Core Training) zur Stabilisierung der (Wirbel-) Gelenke im Fokus des Gesundheits-, Rehabilitations- und Leistungssports, sowie in der (sportlichen) Alltagsbewegung im Fokus.

 

Die Erkenntnisse, dass das Training nur einzelner Muskeln unfunktionell ist, besteht nun schon viele Jahre. Ziel ist es in sog. Muskelschlingen, also in komplexen gelenkübergreifenden Muskelgruppen, den myofaszialen Ketten, zu trainieren.

 

Verfechter der Core Theorie, als wesentliches Bestandteil des funktionellen Trainings, gehen davon aus, dass nur über eine stabile Rumpfmuskulatur und der dazugehörigen Faszienleit-bahnen, effektiv Kraft auf die Extremitäten und damit auf die gesamte aktivierte Muskelkette übertragen werden kann.

 

Die Ursprünge des funktionellen-Trainings (und damit des Core-Trainings) sind bereits in den 80er Jahren im therapeutischen bzw. Rehabilitaionsbereich zu suchen z.B.: Susanne Klein-Vogelbach (Schweiz). Darüber hinaus wurde Functional Training in den USA schon lange Zeit erfolgreich im Leistungssport eingesetzt.

 

Marc Verstegen war einer der ersten, der zu diesem Thema 1996 ein neues Trainingskonzept namens „Core-Training“ entwickelte. Er erklärt: „Der Rumpf ist Ursprung einer jeden Bewegung und die Arme und Beine rotieren um diesen.“

 

Muskeln und Faszien sind nicht getrennt trainierbar (myofasziale Strukturen). Daher beinhaltet jedes Muskeltraining auch ein Training der bindegewebigen Muskelhüllen und umgekehrt. Die Muskulatur soll so in erster Linie nicht wachsen, sondern leistungsstärker werden mit Übungen unter der Berücksichtigung der oberflächlichen Faszienzugbahnen (T. Myers), die nicht nur einzelne Muskeln, sondern den Bauch, Rücken, deren Tiefen-muskulatur sowie gesamte Muskelschlingen trainieren Elastizität, Flexibilität, aber auch Stabilität sind Trainingsziele sowie eine Verbesserung der Körperwahrnehmung, der Atemtechnik und das Lösen von Verspannungen.

 

Wer die Techniken des Faszien- und Core Stability Trainings beherzigt, kann u.a.

  • seine Leistungsfähigkeit steigern
  • Bewegungsmuster optimieren
  • den Körper fit halten
  • (Rücken-) Beschwerden vorbeugen
  • die Haltung verbessern
  • die Körperkontur spür- und sichtbar straffen und insgesamt zu einer
  • besseren Körperwahrnehmung und Emodiment finden.

Die Trainingsprinzipien

Durch gewollte instabile Lage muss mit gezielten Bewegungen reagiert und Stabilität wiederaufgebaut werden und dies vorwiegend mit Übungen, bei denen mit dem eigenen Körpergewicht als Widerstand gearbeitet wird. Durch die Übung selbst, durch instabile oder labile Unterlagen oder durch einen äußeren Reiz (z.B. Partner, Trainer) wird eine instabile Gleichgewichtssituation hervorgerufen, in welcher sich der TN stabilisieren, das Gleichgewicht/Balance suchen bzw. ausbalancieren muss.

 

Die Core-Muskeln sind wie ein Gürtel um den Körper gelegt und daher beinhalten viele Übungen Rotationen – oder man versucht, diese zu verhindern, um die Tiefenmuskulatur im Rumpf zu kräftigen. Es wird vorwiegend statisch, somit Gelenk schonend, gearbeitet. Dadurch gelingt es auch Anfängern besser eine gute Ansteuerung und Kontrolle über den Körper zu erhalten um die lokalen Stabilisatoren zu innervieren und weniger durch Bewegung abzulenken  bzw. nicht die Mobilisatoren in den Vordergrund zu setzen.


Die Ganzheitlichkeit des Trainings

Die Übungen verbessern nicht nur Gleichgewicht, Balance und Stabilität, sondern je nach Auswahl auch Kraft (ggf. Schnellkraft), Flexibilität, Ausdauer und alle koordinativen Eigenschaften. Durch die Abwechslung an An-und Entspannungsphasen mit Stretching-sowie Mobilisationseinheiten wird die Beweglichkeit, Elastizität und Propriozeption verbessert .

 

Die optimale Übungsauswahl berücksichtigt daher eine trainingswirksame Belastung mit ansteigenden, individuellen, differenzierten progressiven Beanspruchungsmerkmalen, Berücksichtigung von aktiven Erholungspausen durch Abwechslung von Be- und Entlastung (C-H-R), Variationen in der Übungsauswahl, Wiederholung und Dauerhaftigkeit der Trainingsimpulse.

 

Grundlagen sind die Vermittlung der Anatomie in der Theorie zur segmentalen Stabilisation, das Erlernen der Ansteuerung der Tiefenmuskulatur im Rumpf durch Beckenboden, M. abdominis transversus, Einbezug der Atmung /Zwerchfell und damit auch Aktivierung  der M. multifidi (tensegrale Aufspannung) in der Praxis.

 

Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der ANSPANNUNG und Ansteuerung der myofaszialen Strukturen und ein bewusstes Einleiten und Herbeiführen des Lösens, Lockerns und Loslassen mit folgendem Er-und Nachspüren der kontrahierten Muskulatur.

 

Annette Falk

 

(Anm.: Annette Falk als Autorin dieses Fachartikels war auch Referentin auf dem Sommerkongress in Bad Kissingen 2015. Mehr Hintergrundinformationen zur Person Annette Falk lesen Sie auf der nächsten Seite.)


Zur Vita “Annette Falk”

Seit nunmehr 10 Jahren bin ich im Fitness-Gesundheits- und Rehabilitationssport als Trainerin, Ausbilderin und Referentin tätig.

 

Während meiner zahlreichen fundierten Aus-und Weiterbildungen, durch den regen Austausch mit geschätzten Kollegen, jahrelanger Praxiserfahrung mit den unterschiedlichsten Übungsgruppe und nicht zuletzt durch mein Studium zur Sporttherapie habe ich wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen erworben, die ich unter anderem zwischenzeitlich als Referentin in verschiedenen Sportverbänden, Institutionen und Bildungswerken in der Aus-und Fortbildung weitergeben darf.

 

Dabei haben mich zwei Trainingsmethoden beeindruckt und maßgeblich geprägt. Ein Inspirator war Joseph H. Pilates (1967 im Alter von 87 Jahren). Seine Technik wurde erst Ende der 90er-Jahre von einer breiten Öffentlichkeit wiederentdeckt, als Stars und Sternchen (u.a. Madonna) das Geheimnis ihrer ewig jungen Körper lüfteten.

 

Meine Methode«, sagte Joseph H. Pilates, »fördert den Körper ganzheitlich. Sie korrigiert Fehlhaltungen, aktiviert die körperliche Leistungsfähigkeit stärkt die Konzentrationsfähigkeit und steigert die Lebensfreude.

 

Das motivierte mich zu einer fundierten Ausbildung zur Pilates-Trainerin. Angeregt durch die „Pilates-Prinzipien“ und überzeugt von seinem Konzept versuchte ich die doch eher „ruhige“ Trainingsmethode in mein bisheriges Power-und Fitnessprogramm zu integrieren. Wie gerufen kam da 2006 die Fußball-WM, als US-Fitness-Trainer Marc Verstegen das Kraft- und Koordinationstraining der Deutschen Nationalmannschaft übernahm.

 

Damals lächelten viele über sein sogenanntes Core-Training. Mit Bezeichnungen wie „Gummi-Twist“ wurden Übungen mit dem Gummiband der Lächerlichkeit preisgegeben. Doch der Erfolg des von ihm geprägten Core-Trainings gab ihm recht – selten spielte eine deutsche Elf so attraktiven, beweglichen Fußball. Dabei lag das Geheimnis von Verstegen und seinem Team nicht in den Geräten. Vielmehr revolutionierte er das Fitness-Training mit Übungen, die nicht nur einzelne Muskeln, sondern den Bauch, Rücken sowie gesamte Muskelschlingen trainieren. Seit Jahren hat sich das Core-Training etabliert, nicht nur im Fußball, sondern auch in jedem anderen Leistungssport.

 

Wissensdurstig absolvierte ich eine Ausbildung „Core & Stability“, die sich nicht nur mit dem Training der Rumpfmuskulatur beschäftigte, sondern in der die segmentale Stabilisation der Wirbelsäule und anderen Gelenke eine ebenso große Rolle spielen. So hatte ich nun eine Kombination gefunden die es mir möglich machte meine Vorlieben des leistungsorientierten Trainings mit dem Effekt und Erfolg des Tiefenmuskeltrainings auch im Gesundheitssport abwechslungsreich und attraktiv anzuwenden und zu vermitteln.

 

Danach war es auf dem sportmedizinischen und -wissenschaftlichen Sektor eine Zeit lang eher unspektakulär. Vor knapp 4 Jahren begegnete mir das Thema „Faszien“ während einer Weiterbildung „Stretching“ zum ersten Mal. Eine „Entdeckung“, die mich nicht mehr losgelassen – im wahrsten Sinne des Wortes bis heute –  FASZINIERT hat.

 

Damals war es sehr schwer meinen Wissensdurst zu stillen, da in den Medien nahezu kein Material zu diesem Begriff zu finden war.

 

Auf meinen umfangreichen Recherchen bin ich schließlich auf die Fascial Research Group und Dr. Robert Schleip, (u.a. promovierter Humanbiologe und leitender Direktor einer internationalen Faszienforschungsgruppe) gestoßen.

 

Anfang 2013 wurde mit ihm als Mitbegründer eine weiterbildende Schule (Fascial Fitness Association) mit einem Ausbildungskonzept im Bereich „Faszien“ für Bewegungstherapeuten und Übungsleiter ins Leben gerufen. Dieses über mehrere umfangreiche Module bestehende Ausbildungskonzept zum „Faszientrainer“ nahm ich sofort begeistert wahr.

 

Durch nun mittlerweile 2 Jahre persönliche Erfahrung, durch meine Tätigkeit als Ausbilderin und gemeinsam mit meinen Teilnehmern aus den unterschiedlichsten Zielgruppen, ist ein ganzheitliches Konzept entstanden, das eine einfache Aufklärung und effektive Anwendung der neuesten (sport-)wissenschaftlichen und medizinischen (Er-)Kenntnisse über das Fasziengewebe und bindegewebige Strukturen und dessen Trainierbarkeit wiedergibt.

 

Es ist an der Zeit die bisherige Bewegungsauffassung neu zu beurteilen.

 

Ein „Näherbringen“ und Umdenken des bisherigen Verständnisses über das Funktionieren des menschlichen Körpers in der Bewegungslehre und das spielerische Umsetzen der (neuen) Informationen in Übungs-Trainings und Kursstunden sind die Botschaft des Programms „Core Stability meets Fascial Bodywork“.